Bloggen ist das neue Bloggen
von Stefan Senfveröffentlicht amDa ist dieser Bruch in den Überschriften meiner Postings. Vor einem Jahr noch war ich bester Dinge, ein Buchprojekt und eine 52er-Serie auf Papier zu bringen. Zuversichtlich, meine Fotos und meine Zeichnungen enger zusammenzubringen. Und gleichzeitig noch die losen Fäden der Serien 'Heimatfilm' und 'Haushaltsbuch' mit einzuflechten. Aber ich schreibe heute nicht zum ersten mal: Viel hat sich mittlerweile geändert. Weiss ja jeder, auch wenn es bei jedem anders wirkt. Ich kann jedenfalls nicht behaupten, noch viel gepostet zu haben, hier im Blog, seit die Pandemie sich voll etabliert hatte.
Der Blick in meine anderen Kommunikationskanäle zeichnet interessanterweise ein anderes Bild. Entgegen der gefühlten Sinnhaftigkeit ist ausgerechnet mein (privater) Facebookaccount erstaunlich voll. Da sammelt sich der Alltag (auch der neue) mit allen kleinen Fluchten und großen Aufregern. Familienleben neben Nachricht. Neue und wiedergefundene Bilder. In Instagram (öffentlich) wird es schon 'übersichtlicher'. Trotzdem sind auch dort noch einige Bilder, die es hierher nicht geschafft haben (und umgekehrt). Woran liegt das?
Dieser Blog befasst sich mit Fotografie. Inzwischen immer mal wieder auch mit Zeichnung, Skizze oder mit freien Arbeiten. Hier zeige ich Bilder mit denen ich etwas verbinde. Zu denen es etwas zu erzählen gibt, das mit Fotografie oder mit Kreativität zu tun hat. Das ist nicht niederschwellig. Bei Facebook kümmere ich mich nicht um das Gesamtbild. Dort ist ein Eintrag einfach nur ein Eintrag. Die Freunde, die ihn sehen, fügen ihm Ihrem Bild von 'Stefan' hinzu. So sind die Beiträge kleine Steinchen im Wald, die die Verbindung halten, zwischen den echten Treffen im echten Leben. Facebook hat still und heimlich das Bloggen gekapert.
Der Unterschied liegt also einerseits in der öffentlichen Sichtbarkeit dieses Blogs und andererseits natürlich auch in der Niederschwelligkeit von Facebook und Instagram, die man einfach immer 'in der Tasche' hat. Beides habe ich jetzt adressiert.
Vor gut zwei Jahren habe ich meinen Blog technisch neu aufgesetzt. Nach Wordpress kam Publii. Statt eines datenbankbasierten CMS kam eines, das statische (aber trotzdem responsive) Websites generiert. Einfacher. Ich bleibe diesem System einstweilen auf jeden Fall treu, es ist toll. Deshalb war nun Zeit für eine neue Optik, die gleichzeitig an den Hebeln ansetzt, die ich genannt habe.
Natürlich bleibt dieser Blog öffentlich. Das ist das Wesen eines Blogs und ich will es auch so. Er bleibt damit auch der Ort für alles Kreative, das ich zeigen will. Aber statt eines 'vollformatigen' Titelbilds für jeden Beitrag, steht nun die Abfolge der letzten Postings gleichrangig als 'Karten' auf der Startseite. Der einzelne Beitrag wird mehr ein Teil des Ganzen. Er wird auch zu einem Steinchen im Wald. Lasst uns in Verbindung bleiben!
Die Bilder zu diesem Beitrag sind Impressionen der Spaziergänge hier im Orbit um um meinen Heimatplaneten Asemwald.
In den neuen Datenschutzrichtlinien deutet es sich schon an: Ich denke, ich werde demnächst wieder ein Kommentarsystem einführen. Bis dahin freue mich aber weiter über Kommentare per E-Mail. Bitte nenne den Artikel im Betreff und einen Namen Deiner Wahl im Kommentar. Mit der Übermittlung einer E-Mail stimmst Du der Speicherung der übermittelten Daten und der Veröffentlichung der Nachricht an dieser Stelle zu. Natürlich werde ich Deine E-Mail-Adresse nicht veröffentlichen.
Oliver schreibt am 22.02.2021:
Lieber Stefan,es ist wie immer - ich schreibe aus dem Bauch. Du wie immer reflektiert.Ich freue mich immer wie ein Schnitzel auf deine Bilder, Zeilen und Gedanken.Es ist schön, dass du hier wieder zurück bist.Danke.lg, oli
Werner schreibt am 23.02.2021:Lieber Stefan,
wird es ein Zurück zum „alten Blog“ geben? Ein Zurück zum konsumfreien Austausch über Fotografie? Eine Abkehr von fb und Insta als Plattform zum Teilen von Fotos? Blogs im Retro-Look? Wer weiß. Ich selbst bezweifele dies. Bloggen, so wie ich es verstehe und lebe, bedeutet Arbeit. Auswahl der Fotos, Auswahl der Themen, vielleicht die Wahl eine Projektes. Das Schreiben eines (längeren) Textes, das Denken über mögliche Themen. All das benötigt Zeit. Und wenn diese Zeit eines hat, dann ist es keine Zeit zu haben. Trotz Pandemie. All das macht Mühe. Und wenn uns die Digitalisierung eines vorgibt, dann ist es Mühelosigkeit. All das ist nicht schnell. Und wenn es heute eines sein muß, dann schnell: Mal eben geknipst und -zack – direkt auf Insta geladen: die Likes abgeholt. All das zusammen macht es unumkehrbar. „Clubhouse“ ist da ja nur eine logische Fortentwicklung: Hier „trifft“ man sich ganz ohne Arbeit (allerdings auch ohne Fotos; aber man kann wenigstens darüber reden).
Was hier wie wehklagen klingt, soll aber keines sein. Es ist einfach so. Und das ist auch nicht schlimm: Der Blog bleibt eine Alternative. Für alle jene, die sich Mühe geben wollen, die etwas zu sagen haben. Also eher ein Qualitätsgewinn.
Ein Blick auf mein eigenes Verhalten in Sachen Instagram und Facebook hat Ähnlichkeit mit deinem. Fb ist für mich gar kein Medium mehr, Instagram ist so eine Art „Foto to go“.
Schön, dich endlich wieder auf dem Blog zu lesen: Deine Beiträge haben (mir) gefehlt: Sie sind immer voller Impulse, Gedanken zum Weiterdenken…. Nicht selten führen mich deine Gedanken, Fotos und Worte zu eigenen Gedanken, die dann Fotos und Worte werden….So muss bloggen sein! Danke dafür!
Ganz liebe Grüße und bleibe gesund!
Werner
Stefan schreibt am 23.02.2021:Lieber Oliver, lieber Werner!Vielen Dank für Eure Rückmeldung. Wieder! Ich hatte diesmal gar nicht das Gefühl 'weg' gewesen zu sein. Dieser Eindruck entstand dann eher mit dem Rückblick (den ich ja schon zu Jahresbeginn gepostet hatte). Und die Ursache habe ich beschrieben. Facebook und Instagramm schläfern den Blogger ein, lullen mich in das Gefühl, etwas getan und beigetragen zu haben. Kreativ. Aber da wäre mehr gegangen. Na ja. Vorwärts schauen, gerade jetzt, mitten im Stillstand. Hoffnung und Ziele pflegen. Mit Euch im Diskurs!Liebe Grüße auch von mir!Stefan
Dirk schreibt am 20. März 2021:
Hallo Stefan!
Auch wenn ich mich ab und an wiederhole. Ich freue mich immer wieder, bei Deinem Blog vorbeizuschauen und an Deinen Gedanken teilhaben zu dürfen. Ein wenig bewundere ich Dich - und auch andere Blogger - für eure Motivation, all die Jahre beständig weiter zu schreiben und zu veröffentlichen. Und das sage ich wohlwissend, dass das auch an mich gerichtet ist, denn mein Blog verharrt nun schon auch seit vielen Monaten im Lockdown. Ob das jetzt "nur" an der Pandemie liegt, habe ich noch nicht selbst reflektiert, aber einen guten Teil will ich schon dahin schieben. Eigentlich seltsam, denn die Zeit zum Schreiben wäre da ...
Insofern gut, dass es "kleine" Blogger wie Dich gibt (nicht despektierlich gemeint), unaufgeregt und authentisch. Ist mir Tausend-mal Lieber als Instagram Feeds oder Facebook Timelines, deren Algorithmen Auswahl der Beiträge mich selten überzeugt und sogar eher zunehmend nerven. Einen Blog will ich auch als persönliches Gesamtwerk sehen, in dem ich mich zurecht finden, und vor allem auch Artikel wiederfinden kann.
Viele Grüße
Dirk
Stefan schreibt am 20. März 2021:
Lieber Dirk, ich danke Dir! Viel mehr mag sollte ich gar nicht antworten weil Du im Kern das geschrieben hast, was mich antreibt.
Mein Vater war Angler. An seiner Ausrüstung hat er immer herumgebastelt. Er hat selber Ruten aus Kohlefaserrohren gebaut, Schwimmer aus Balsa oder Kunststoff gedreht, Bleie gegossen, Pilker gebastelt, Fliegen gebunden und Vorfächer geknotet. Sein Reich war der 'Hobbyraum' ein kleiner voller Keller in unserem Haus, noch hinter dem Heizraum gelegen, weg von allem.
Mein Hobbyraum ist öffentlich. Oder zumindest hat er dieses Schaufenster. Hier ist mein Hobbyraum. Deswegen bin ich hier. Deswegen blogge ich letztlich seit 18 Jahren, auch wenn es damals noch nicht um Fotografie ging. Und bevor ich zum ersten mal etwas bloggte, bevor das Bloggen überhaupt so richtig begonnen hatte, hatte ich auch schon eine bunte und bebilderte HTML-Website. Nur gibt es davon leider keine Konserve mehr.
Tja, bekloppt aber ausdauernd 😄.
Viele Grüße: Stefan