Moodboards

[ein Stimmungsbild] In Moodboards arbeiten

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Urban Sketching, Sketchbooking, die griffigen Claims (sic!) für das Zeichnen und Skizzieren sind Anglizismen. Auch das Moodboard ist ein natürlich ein englischer Begriff und ich kenne es aus dem Architekturbereich. Dort ist es eine Zusammenstellung von Texturen und Materialien mit Plänen, Visualisierungen und mehr oder minder frei assoziiertem Bildmaterial. Es dient zur Abklärung einer gemeinsamen Idee, sei es im Team, sei es mit dem Kunden oder im Sinne einer Präsentation für Dritte. Hauptsächlich  ist es aber auch ein Werkzeug im kreativen Prozess. Man bringt einzelne Informationen zusammen und zwischen diesen Teilen baut sich etwas auf. Ein Stimmungsbild. Ein Nährboden für die Phantasie des Betrachters. 

Als ich vor einem Monat mit der Stuttgarter Gruppe der Urban Sketchers beim Porschemuseum im Regen saß, da gab es viel zu sehen. Eine wildes Chaos aus Behelfsampeln, Warnblinkleuchten und Absperrungen, das dominante Porschedenkmal mitten im Verkehrskreisel, das expressiv in den Straßenraum auskragendende Museum aber auch eine Vielzahl von Details: Porschefahrzeuge, die für eine Spritztour zu mieten sind, eine Corona-Teststation als Popup-Bude auf dem Platz, Menschen, Schaufenster, Regenfahnen. Der Versuch, wenigstens einiges davon in eine große Straßenszene zu packen, ist mir nach eigener Wahrnehmung eher so mittelprächtig gelungen. Also nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte. 

Aber das hatte sein Gutes. Unzufriedenheit ist ja ein wirkungsvoller Antrieb. Zeit für eine andere Herangehensweise. Zeit kleiner zu arbeiten und größer zu denken. In Stimmungsbildern.

Beim Zeichnen muss man nur eine Seite umblättern, um etwas Neues auszuprobieren. Man braucht nie dieses andere Objektiv oder diesen Blitz, diesen präziseren Stativkopf oder diese neue Kamera. Man braucht nicht einmal unbedingt einen besonderen Ort. Nur Zeit und Mut und einen Anfang (und ein paar Stifte und Pinsel und Farben, ja). Ich habe trotzdem gleich zu einem neuen Skizzenbuch gegriffen. Eine Erste Seite hat's ja immer besonders in sich.

Und so habe ich also begonnen, mich an kleinen Moodboards zu versuchen. Viele kleine Zeichnungen, die gemeinsam Raum schaffen. Viele kleinen Zeichnungen, die zwischen sich ganz mühelos diejenigen verstecken, die mehr so 'second best' gelingen. Viele kleine Zeichnungen, mit denen man ganz einfach auch mal verschiedene Techniken ausprobieren kann (was hier noch kaum zu sehen ist, aber trotzdem schon zutrifft). So ein Mini ist in 10 Minuten fertig. Das kann ich mal zwischendurch machen, dafür muss ich nicht gleich ein, zwei Stunden von der Bildfläche verschwinden. Und die Doppelseite füllt sich über ein paar Tage. Das Buch lebt und das Zeichnen kehrt in den Alltag ein. Ein gutes Gefühl. Deshalb transportieren auch die ersten Seiten gute Gefühle. 

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