55mm

[Aufstehen] Erstes Eis

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Erstes Eis. Matt schimmernde, unverletzte Spiegel. Noch wurden keine Steine oder Stöcke geworfen, noch hat niemand versucht, ob die Schicht schon trägt, noch liegt kein Schnee darauf. Nur seidiges Schimmern.

Es kostet mich schon Überwindung, an einem herrlichen Wintersonntag im Dunkeln aufzustehen. Zu Hause lockt ein gemütliches Adventsfrühstück. Wohlig mit dem Kaffee an der Heizung sitzen und den Blick in den verschneiten Wald genießen. Stattdessen bin ich im Dunkeln aufgestanden, als wäre es ein Arbeitstag, hab die Kamera eingepackt und bin zu den Stuttgarter Seen gefahren.

Es ist still am See. Zum Angeln ist niemand gekommen, den Joggern und Walkerinnen komme ich zuvor. Unter den Stiefeln knirscht der hart gefrorene Schlamm, die Wasserfläche stört kein Bruch, nur ein paar offene Stellen wo abends keine Schatten lagen.

Ich bin zum Fotografieren hier. Ganz gezielt. Deshalb mit der DSLR, deshalb nur mit einem Objektiv. Fünfundfünfzig Millimeter. Meine Hände frieren steif aber für Auslöser und Blendensteuerung reicht es noch. Wie ein Jäger schleiche ich am Ufer entlang, immer wieder zielend, abwägend, ab und zu ein Schuss. Die Beute sind am Ende diese sieben Bilder. Und ein schwer beschreibbares Glücksgefühl, als ich später doch noch mit dem Kaffee an der Heizung sitze. Erster Advent. Runter kommen. 

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